Direkt zum Hauptbereich

Bootycall um halb eins

Bootycall um halb eins bitte!

Mittwoch. 

Ich habe Feierabend. 

Es ist 12.30 Uhr und ich steige aus meinem Auto aus. Die Sonne scheint. Köln ist so hässlich - schön im Herbst. Großartig! Aufgeregt - so wie früher, also damaaaaals - bin ich bei ersten Dates nicht mehr so wirklich. Eher bin ich freudig erregt. Ja das trifft es ganz gut. Weil, ich freu mich ja Menschen kennenzulernen. Am liebsten mache ich das ja mittlerweile eigentlich auf Partys und vor allem wenn ich mit einem meiner Jungs unterwegs bin. Ja echt jetzt, ich gehe gerne im Duett auf die Pirsch. Das hat den großen Vorteil, dass man immer den Garant für gute Zweisamkeit bei sich hat, auch wenn der Abend sonst nichts an interessanten Begegnungen hergibt. Frau mit wenig Freizeit muss ja effizient denken und vor allem agieren. 

Aber jetzt, heute, war ich alleine auf der Pirsch. Ich hatte ein paar Tage zuvor im Joyclub ein Date eingestellt. 

"Suche bootycall am Mittag. Zwei mal die Woche ficken und bitte nur ficken! Ohne schnick schnack. Ohne klebrig und ohne anstrengend bitte. Aber mit viel Spaß und viel passender Chemie". 

So oder so ähnlich hab ich das geschrieben. Für gewöhnlich (ich mache das aber nicht) kann man die Nachrichten, die in den ersten Stunden und Tagen auf solch ein Inserat folgen, ungelesen löschen. Das sind nämlich leider - und fast immer - die bedürftigen. Also das sind die, die hechelnd und 24/7 an der Joyclub App hängen und den Vibrationsalarm synchron zum Klingelalarm aktiviert haben, zwecks Benachrichtigung bei neuen Inseraten. Ich versuche tatsächlich stets jedem nett zu antworten. Der Joyclub hat vor einiger Zeit einen "nein danke" Antwortbutton eingeführt, der leistet bei mir großartige Arbeit. (Danke dafür Joyclub🖤) Denn das ist es tatsächlich. Arbeit - die Masse an Nachrichten erschlägt einen. Der Button ist mir daher ein guter Freund geworden. 

Aber an diesem Tag war ich unterwegs zu einem Boy, der mir locker 10 Tage nach Veröffentlichung meines Gesuch geschrieben hatte. " Yo Girl, an welchen Tagen kann ich dich ficken?. Ich bin flexibel, wohne im Kölner Norden. Bin besuchbar. Gebe zu, meine Frau ist manchmal da - wenn's dich nicht stört komm vorbei." 

Ehm, hellooo wie cool bist Du denn? Der Boy hatte, wie sich das gehört, direkt ein Bild mit geschickt. Hat mir gefallen. Unauffälliger Typ. Rein optisch. Aber diese Nachricht yo, die hat mich schon richtig beeindruckt. Und so kam es, dass wir innerhalb weniger Worte die wir wechselten, ein Datum für unser Mittagsdate gefunden hatten. 

Und jetzt steh ich hier. Ist ein richtig nicer, sonniger Tag. Ich hab Feierabend und tapse durch die Straße die er mir genannt hat. Ah, da ist auch die gesuchte Hausnummer. Witzig finde ich das alles. Die Gegend ist nämlich sehr spießig anmutend. Lauter hübscher Altbauten, natürlich alle tip top saniert. Davor Fahrräder mit Anhängern für Kinder. Eine Kita und eine Grundschule kann ich entdecken. Auf'm Spielplatz erspähe ich Mütter die verzweifelt versuchen ihre Zöglinge zum Zwecke des Mittagsschlafes zu ermüden. Herrlich. Und Ich bin zum ficken hier. 

Ich drücke die Klingel. Man drückt mir die Tür auf und ich trete ein. Im Hausflur des Mehrparteienhauses liegen lauter Sandspielzeuge und - oh Wunder - auch hier wohnt ein Kinderfahrradanhänger. Ich muss schmunzeln. Echt wahr, hier steh ich gerade wirklich. Im happy family paradise. Ich muss ein paar Stufen nach oben laufen, sehe dass eine Wohnungstüre leicht geöffnet ist und vermute: Da muss ich hin! Also Lauf ich einfach rein! Schuhe hab ich selbstverständlich vorher ausgezogen. Glücklicherweise bin ich in der richtigen Bude gelandet. 

"Hey Kati, komm ins Wohnzimmer". Ich folge brav. Und da sitzt er. Am Laptop. Videocall. Er hatte kurz auf stumm geschaltet um mich zu empfangen, ist aber wieder vertieft in das virtuelle Gespräch. Tja so lege ich also ab und tigere vor seinen Augen durch das Wohnzimmer. Klar, immer so dass ich eben nicht durchs Bild turne. Es gibt einen kleinen Balkon auf dem ich mich nieder lasse. Ein hübsches Plätzchen in der Sonne. Und was erspähe ich da? Ein Bier! Der Boy hat es wirklich drauf. Ich hatte in meinem Dategesuch darauf hingewiesen, dass ich Bier ganz nice finde und einem unvernünftigen und mittäglichen Gerstensaft gegenüber nicht abgeneigt wäre. Ja und dann steht da doch tatsächlich auf dem Balkon eine 1a gekühlte Flasche Pils. 

Also, so macht man mich wirklich glücklich. "zisch und klack" - die Flasche ist auf, ich schaue zu ihm rüber, proste ihm zu. Er lächelt unauffällig während er irgendwas von Marketingstrategien faselt. Ich trinke, genüsslich in der Herbstsonne sitzend, mein leckeres Pilz. Ich genieße die Aussicht. Ich grüße die nette Omi auf dem Balkon gegenüber, als er plötzlich hinter mir stand. Ich hab nicht mitbekommen dass er seinen Call beendet hatte. "Prost Kati, schön dass du da bist". Wir stoßen an. 

Wir werden schnell warm miteinander. Alles wirkt gleich sehr vertraut. Dauert auch nicht lang, da sitze ich knutschend auf seinem schoß. Drinnen auf der Couch. Ist nichts für Omis Augen. 

Drei Mal war ich jetzt schon da. Sein hübsches Weibchen ist mir tatsächlich auch beim letzten Mal begegnet. Also als ich gegangen bin - wir haben uns sozusagen die klinke in die Hand gegeben. Ich ging und sie kam. Was für ein Glückspilz. 


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Zonk!

Unsere Körper sind nass. Die uns inne wohnenden Seelen winden sich im Moment, sind untrennbar miteinander verschmolzen. Unsere mit lauter Schweißperlen benetzten Bauchdecken heben und senken sich. Seine Hand ruht auf meinem Oberschenkel.  Wenige Minuten zuvor saß er auf dem Boden der Dusche. Ich stand über ihm und er schaute mich von unten an, als die letzten warmen, goldenen Tropfen seine Lippen trafen. Ein Häufchen Elend, klein und peinlich berührt - Hatte ich ihn doch Minuten zuvor noch wie ein Hündchen auf allen Vieren durchs Schlafzimmer krabbeln lassen. Gebellt hat er und brav gehechelt, wie ein Hündchen eben. Ein Mann wie ein Baum und ich hab ihn fotografiert und gefilmt, wie er bellend zwischen meinen Beinen hockte. Dann in der Dusche blickte ich voller Erregung und gleichzeitig voller Dankbarkeit für dieses tiefe Vertrauen in dieses Gesicht und war voller Liebe. Ich sank auf ihn herab und wir waren wieder auf Augenhöhe. Ohne das zu verbalisieren. Ich stellte das Wasser an. Wus

Frei oder unfrei?

Ich habe mich auf meinem Lebensweg für die Freiheit entschieden.  Wie jetzt - dafür kann man sich entscheiden? Wer bitte entscheidet sich denn dann freiwillig dafür, unfrei zu sein? Die meisten Menschen die ich kenne und die so in ihrem konventionellen Leben vor sich hin dümpeln, würden behaupten, dass sie freie Menschen sind. Ja das ist auch nicht komplett falsch. Es stimmt schon, dass wir sehr frei sind. Wir können unseren Job frei wählen, den Partner, dürfen eine eigene Meinung haben ( wobei ich da gerade angesichts der epidemischen Lage in unserem Land auch nicht mehr ganz so sicher bin, buuuut other story ) wir können Entscheidungen treffen und uns meistens sehr frei in unserem Land bewegen. So oder so ähnlich habe ich das auch immer gesehen, ich war immer ganz zufrieden aber nie wirklich vollkommen glücklich. Auch mit einem festen Partner war rückblickend zwar immer alles tutti aber auch so, hm wie soll ich es sagen - angepasst? Ja das trifft es ganz gut glaube ich. Es war kein b