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Zonk!

Unsere Körper sind nass. Die uns inne wohnenden Seelen winden sich im Moment, sind untrennbar miteinander verschmolzen. Unsere mit lauter Schweißperlen benetzten Bauchdecken heben und senken sich. Seine Hand ruht auf meinem Oberschenkel. 

Wenige Minuten zuvor saß er auf dem Boden der Dusche. Ich stand über ihm und er schaute mich von unten an, als die letzten warmen, goldenen Tropfen seine Lippen trafen. Ein Häufchen Elend, klein und peinlich berührt - Hatte ich ihn doch Minuten zuvor noch wie ein Hündchen auf allen Vieren durchs Schlafzimmer krabbeln lassen. Gebellt hat er und brav gehechelt, wie ein Hündchen eben. Ein Mann wie ein Baum und ich hab ihn fotografiert und gefilmt, wie er bellend zwischen meinen Beinen hockte. Dann in der Dusche blickte ich voller Erregung und gleichzeitig voller Dankbarkeit für dieses tiefe Vertrauen in dieses Gesicht und war voller Liebe. Ich sank auf ihn herab und wir waren wieder auf Augenhöhe. Ohne das zu verbalisieren. Ich stellte das Wasser an. Wusch ihn. Küsste ihn. Streichelte ihn. Danach gingen wir ins Bett. Dann hatten wir Sex. Kein oben. Kein unten. 

Gleichschritt. 

Und so wie jetzt, liegen wir jedes Mal da. So gehen wir jedes Mal in den Gleichschritt der Liebe. So viel Liebe ist da in der Welt. In unserem Kosmos. Diese Liebe in mir und in diesem Moment, würde reichen ein ganzes Dorf für mindestens einen Moment in Glückseligkeit zu tauchen. Aufrichtige Liebe steigt empor. Erfüllt uns. Ich bin jetzt vollkommen nackt im Geist und im Gefühl. Diese Momente sind echt. Daran gibt es überhaupt keinen Zweifel. 

Geborgen. 

Geliebt.

Verletzt. 

Versorgt. 

Gehalten. 

Begehrt. 

Verbunden.

Verschmolzen. 

Gesehen und vor allem: in allem verstanden. In jedem Begehr und jedem Handeln. 

Also bade ich in Glückseligkeit. Für den Moment ist das alles und alles ist plötzlich nichts. Völlige Hingabe. Völlige Auflösung im Moment. Für mich. Für ihn. Seltene Momente unserer Wahrheit. Unserer Authentizität. Wir sind. 

Und wenn ich so vor ihm liege, so vertrauensvoll geöffnet und wenn er zum ersten Mal an so einem Abend in mich eindringt, so fühlt es sich für mich jedes Mal auf's neue so an, als hätte der liebe Gott (so es ihn den gibt, ich glaub ja nicht wirklich dran aber es klang im Text gerade einfach ganz gut) höchst selbst seinen Körper und seinen Geist nur für mich geschaffen. Sein errigierter, warmer Penis gleitet in die Hitze meines Schoßes, wo er sachte anstößt, genau da muss er anstoßen - Kleine "schwarz vor Augen" Momente bestätigen mir das. 

Es passt. Es passt so gut. Es passt viel zu gut. Verdammt. 

Meine Schamlippen sind geschwollen (ich mag dieses Wort überhaupt nicht. Meine Schamlippen haben so gar nichts mit Scham zu tun. Aber mir ist noch kein besseres Wort eingefallen. Any ideas?) Sie sind dunkelrot durchblutet. Sie umarmen seinen Schaft. Meine stark durchblutete Haut ist hoch sensibel und sie potenziert mir die Wahrnehmung für alle Berührungen in meinem Schoß - und zwar ins unermessliche! 

Er beugt sich über mich. 

Kuss. Atem. Kuss. Atem. Blicke. Klare Worte. Offenbarungen. Wir flüstern uns unsere tiefsten Sehnsüchte ins Ohr. Helle Fantasien sind das und dunkle Wünsche, verdammt dunkle Wünsche. Wir vertrauen einander an, was niemals einem anderen zu sagen wir gewagt hätten und vermutlich werden. Wir wissen, nur dieser Mensch kann diese Wahrheiten verstehen. Im hier und jetzt. Das erregt. Das spannt an. Das verbindet. 

Wahnsinn und Glückseligkeit reichen sich hier gerade die Hände - Abfahrt in eine andere Welt. Logik ist hier nicht mehr erlaubt. Also liebe Logik, hier bitte aussteigen. Endstation für dich! Ciao! 

Jetzt spüre ich einfach alles in mir, was eine Frau spüren kann, die Zugang zu ihrer Sexualität hat. Ich behaupte das mal ohne Anspruch auf Richtigkeit, ich glaube nämlich dass ich da lange Zeit keinen Zugang hatte. 

Jede Zelle.

Jedes Atom.

Jede Emotion die mir inne wohnt. 

Ich fühle die Welt, glaube ich. 

Ich fühle, wie jede Berührung an eine Emotion geknüpft ist. Ich spüre wie ein Impuls, ausgelöst von seiner Haut auf der meinen, über kleine leuchtende Bahnen in Windeseile in mein Hirn wandert und meine Synapsen einmal quer durch den Mixer jagt. Stellt euch vor, alles ergibt plötzlich einen Sinn. Weil da ein Mensch ist, der jede fehlgeleitete Verknüpfung wieder zusammen fügen kann. Das fühlt sich alles einfach nur richtig an. Das fühlt sich nach Urgewalt an. 

Ich spüre, wie Wellen in meiner Gebärmutter aufsteigen. Plötzlich ein kurzer, stechender Schmerz. Dann spüre ich, wie sich meine Lust warm und in zähflüssiger Konsistenz ihren Weg an ihm vorbei nach außen sucht. Der Saft rinnt - an ihm vorbei und in Zeitlupe - aus mir heraus. In den Laken zeichnen sich immer mehr die Spuren unserer außergewöhnlichen Reise ab. Ich spüre jetzt immer wieder diese kleinen Blitze in meinem Unterleib - und das ist noch lange kein Orgasmus. Das ist "nur" die Erregung. Einige Frauen wissen sicher was ich meine. Es ist diese ganz besondere Erregung. Diese Erregung die wirklich kein Fetisch der Welt herbeirufen kann oder die durch irgendeine Praktik zustande käme. Es ist etwas ganz anderes. Es ist einfach der Mensch, der erregt. Es ist die Chemie zwischen den Menschen und es ist der Moment nach Körperlichkeit und nach stundenlangen Gesprächen und Spaziergängen durch die Nacht, in dem zwei Menschen eins werden. Es gibt keine plausible Erklärung in mir für dieses Gefühl der Urgewalt. Mehr noch, schlimmer noch (für mich): Es ist hier, mit mir und mit diesem Mann sogar vollkommen irrational. Es darf da einfach nicht sein. Das Gefühl. Die Urgewalt! Nein! Dieses Gefühl darf in diesem Moment, zwischen ihm und mir nicht sein! Und um das Drama perfekt zu machen: Mit allen Männern die das bisher in mir ausgelöst haben (das waren sehr, sehr wenige…), durfte das nicht sein und scheiße nochmal, ich wusste es und weiß es immer noch. Ich weiß, dass das nicht sein darf. Ich weiß, dass das toxisch ist. Ich weiß es. Ich weiß es, weiß es, weiß es. Ich wusste es von Anfang an. Immer. Bei allen. Und doch winde ich mich wieder und wieder in den Armen solcher Männer - heute in seinen Armen. 

Ich öffne die Beine. Das Herz. Die Seele. Ich giere und verzehre mich. Ich konsumiere ihn. Wie ein abhängiger seine Droge konsumiert. Die Droge, die binnen weniger Sekunden die Welt zum Stillstand bringt. Binnen weniger Sekunden ALLES negative aus des Abhängigen Bewusstsein verbannt. Und das Wissen darum, dass das alles überhaupt nicht so sein darf, das ist mir wirklich das allergrößte Drama, das müsst ihr wirklich wissen. Da ist nämlich kein blinder Fleck oder so. Ich bin voll da. Ich bin klug, schnell und flink. Wach im Drogenrausch! In jeder verdammten Sekunde! Ich reflektiere in Millisekunden. Ich sehe, erfahre, füge zusammen. Ich kapiere. Ich weiß, dass das ein Fehler ist und ich weiß, dass er nicht aufhören kann den Fehler zu machen und ich weiß auch, dass ich nicht die Macht habe eine Veränderung herbeizuführen. Bloß, dieses fu** Gefühl der Urgewalt, hier und jetzt, er in mir, in meinem Herzen, das überschattet alles rationale. Immer und immer wieder. Weil es so gut ist. Ich fühle diese abartige Ambivalenz. Zuweilen glaube ich, ich zerbreche irgendwann an ihr. 

Aber genau dann - immer dann wenn ich die Ambivalenz so klar spüre - kommt der kurze Moment in dem ich inne halte und nichts mehr fühle. Absolut nichts, weil sich wieder das letzte Rätsel meiner selbst vor mir öffnet. 

Warum? Warum, trotz all der Voraussicht? 

Warum erfahre ich all das nur mit Männern, die toxisch sind und nicht mit Menschen, die mich nicht Stück für Stück meiner Fähigkeit der bedingungslosen Liebe berauben? Warum erzeugt mir die Zweisamkeit mit Menschen, die nicht toxisch sind, nie diese Glückseligkeit? 

Warum? 

Warum sind diese narzisstischen Persönlichkeiten meine Droge? Ich meine ich verstehe ja sehr wohl was da passiert. Die Dynamik. Die Abläufe. Ich möchte aber behaupten, ich habe in den letzten Jahren gute Wege gefunden mein Selbstwertgefühl zu stärken und ich kann auch ganz aufrichtig und voller Stolz behaupten, dass es mir gelungen ist die Liebe zu mir selbst zu finden. Ich finde mich gut und ich weiß dass meine lieben Freunde und meine Familie mich auch gut finden. Ich bin gefestigt und selbstbewusst. Ich finde mich tatsächlich ziemlich steil - Und doch passiert es mir immer wieder, dass ich mich in Konstellation wiederfinde bei denen ich mich bewusst in die Scheiße manövriere. Und das nur wegen dieser Urgewalt an fantastischen Gefühlen, die mir bislang nur in Interaktion mit - sorry - Arschlöchern, im wahrsten Sinne des Wortes in den Schoß fielen. Warum kann das kein Mensch in mir entfachen, der gesund im Oberstübchen ist? 

Es ist ja nicht so, dass ich da keine Erfahrung gemacht hätte. Es gibt ganz und gar wunderbare Menschen in meinem Leben die mental total fresh sind, die mir so unglaublich wertvoll und lieb sind und für die ich durchs Feuer gehen würde. Echte, loyale Freunde. Seit Jahren. Mit manchen habe ich auch Sex. Ziemlich guten Sex. Vertraut und nah. Aber das wars dann auch schon. Ohne das damit schlecht reden zu wollen. Aber es erreicht mich nicht ganz tief da drinnen, da wo sich das für mich nach Urgewalt und eben richtig anfühlt. 

Eine Freundin sagte mir mal, dass es auf jeden Fall auch gute Menschen geben würde, denen das Potential inne wohnt einem Menschen eben diese Gefühle zu entlocken. Sie ist davon überzeugt, dass mich die Wucht einer solchen Begegnung umhauen würde. Weil sie um ein vielfaches intensiver werde als das, was ich mit jedem meiner lieben Narzissten bisher erlebt habe. Um ehrlich zu sein, ich kanns mir kaum vorstellen. Ich habe schon das ein oder andere mal gequatscht mit Menschen, denen es geht wie mir. Das war ganz schön ernüchternd. Es ist wohl einfach auch eine gewisse Faszination für diese Menschen. Obwohl ich, wenn ich nicht gerade im Liebestaumel für einen bin, eher Mitleid empfinde. Denn die Ursachen für diese narzisstischen Anteile in einem Menschen, sind bekannterweise wirklich nicht schön. 

Ich meditiere also viel. Hat mir mein lieber Freund Paul mal empfohlen, als ich nach beenden meiner letzten Beziehung in eine unfassbare Krise geschliddert bin. Da hatte ich bei der Partnerwahl nämlich so richtig auf die Kacke gehauen und mich an einer Borderline Persönlichkeitsstörung versucht. Ich kann nur jedem raten dem Rat von Paul, den ich zu meinem Bedauern sehr lange geflissentlich ignoriert habe, zu folgen: Beine in die Hand nehmen und laufen sobald man einen Bordrliner an seiner Seite weiß. Ich weiß dass ich damit anecken werde. Immerhin "schubladisiere" ich gerade in bester Manier. Aber ich hab meine Gründe. Diese Begegnung hat mein Leben grundlegend verändert und beinahe hätte es mich dahin gerafft. Darum bin ich so frei. 

Aber ich schweife ab. Das Meditieren. Das hilft mir in vielen Situationen. Aber an diesem Punkt geht's irgendwie nicht weiter. Darum liege ich in seinen Armen. Das wurmt mich ungeheuerlich, weil es total an mir zerrt. Ich bin ein unglaublich sexueller und körperlicher Mensch. Seit ich aber weiß, wie gewaltig sich das alles anfühlen kann und wieviel das mit echter Liebe einhergeht, bin ich unfassbar picky geworden. Habe ich ganz zu Anfang meiner promiskuitiven Reise noch wild alles mitgenommen was nicht bei drei auf den Bäumen war, so ist meine neue Realität die, dass ich mich vermehrt in Askese übe. 

Letztlich kann ich dem ganzen heute auch etwas positives abgewinnen. Ich setze mich unfassbar viel mit mir selbst auseinander und es ist mir dadurch wirklich gelungen, den Weg der Liebe zu mir selbst zu finden. Ich bin außerdem davon überzeugt, dass diese Menschen und ihre Emotionen in diesen nahen Momenten echt waren. Allerdings war der Preis den ich dafür gezahlt habe sehr hoch. Und ich schreibe das hier, weil ich erst gerade wieder zur Kasse gebeten wurde. Ja und irgendwie, so in Kombination mit dieser wirklich unsäglich beschissenen Situation in unserem Land, ist es mir gerade wirklich sehr schwer ums Herz und ich hatte die Idee, es könnte mein Herz vielleicht ein wenig erleichtern diese Gedanken aufzuschreiben und zu veröffentlichen. So greifbar nah war mir mit ihm das Gefühl, er könnte dieser Typ sein. Dieser Typ an meiner Seite der mich bei all meinen Schandtaten begleitet, der mich an seinen teilhaben lässt. Mit dem ich in Zweisamkeit die größte Freiheit erleben würde. 

Zooonk Kati. 

Einfach nur Zonk. 

Vor meinem geistigen Auge sehe ich Jörg Dräger stehen. Windschnittig gekleidet in einem orangen Sakko mit selbstverständlich übergroßen Schulterpolstern. In der Hand hält er ihn. Den kleinen, roten Puschel. Ich schnapp ihn mir und setze ihn in´s Regal. Neben die anderen Zonks.






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