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Der Dünendistelfreund



»Wir gehen rein - kein bock mehr auf den Regen«. Die anderen flüchteten sich an diesem Abend schnellen Fußes in die warme Atmosphäre unseres Apartments. In diesem Jahr hatten wir eine echt  steile Bude abgestaubt. Echt jetzt. Wir hatten einen großartigen Meerblick und zwar zu allen Seiten! 
 
Aber an jenem Abend waren wir nicht in unserer geilen Bude, sondern da draußen in den Dünen. Den anderen war es zu nass, zu "usselig"  und ich, ich stand weiter alleine in den Dünen, im Regen - nein - eher in so einem klassischen, nebulösen Nieselregen. Nieselregen der sich so Gänsehauterzeugend auf der Haut ablegt. Nieselregen der genau so war, wie man ihn sich vorstellt und der irgendwo temperaturmäßig schwankend zwischen ‘sommerlichwarmokay’ und ‘herbstlichfrischfastzukalt’ daherkam. Die anderen waren weg. Ich spazierte also alleine weiter. Eine halbe Stunde? Eine Stunde? Keine Ahnung. Ich fotografierte nämlich, ich schoss wirklich unzählige Bilder und war völligst abgelenkt. Aber diese Stimmung in den Dünen, im Regen und in der Dämmerung! Die war aber auch echt einmalig. Ich verliere mich ja ständig in der Fotografie. Einmal im Modus, blende ich die Welt um mich herum komplett aus.
 
Das muss auch der Grund daür gewesen sein, dass ich eine kleinere Gruppe Männer erst dann registrierte, als ich über einen der - ebenfalls fotografierenden - Boy´s stolperte. Echt wahr. Volles Rohr flieg ich da geschmeidig mit meinem booty rauf auf den Jungen. Der lag da aber auch echt lässig und vor allem unauffällig auf dem sandigen Boden rum. Er hatte dabei vergeblich versucht, eine dieser Dünendisteln (nennt man die so?) im Makromodus drauf zu bekommen. Und offensischtlich scheiterte er immer wieder daran. Im Moment meines unbeholfenen Fallens unterbrach er sein kreatives Schaffen um - logisch - herzhaft über mich zu lachen. Natürlich hatte ich dabei ziemlich schräg anmutend die Arme ziemlich unbeholfen von mir weg gestreckt - einzig und allein dem Zweck dienlich, mein Mobiltelefon nicht zu `sandbaden´. Während er so lachte sagte er noch kaum hörbar: »Sorry ich wollte hier nur die Distel fotografieren«. Hä? Das war SEINE Entschuldigung dafür, dass ICH voll verpeilt über ihn stolperte - gibt´s ja gar nicht. Da musste ich dann auch herzhaft lachen. Entschuldigt der sich bei mir. Sachen gibt's! Ein guter Vibe war das da. Hab ich sofort gepeilt.

Der Regen prasselte uns immer noch ins Gesicht und als unser beider Lachflash vorbei zu sein schien, kroch ich dann zu ihm hoch und gab ohne zu zögern mit meinem SuperKrassTeurenMegaProfiFotoHandy eine 1A Dünendistelmakromodus-Perfomance zum besten. Yeah, wer kann der soll! Und ich kann halt auch einfach...

»Gib mir mal deine Nummer, ich schick dir mein Meisterwerk. Du darfst dich gerne mit fremden Lorbeeren schmücken und das Bild unter Dünendistelfreunden als dein Werk anpreisen«. Zack - Nummer einkasiert und Bild geschickt. Sehr kompetent Kati. Die Gruppe seiner Jungs unterbrach unsere tiefgründige Unterhaltung über die niederländische Dünenbotanik kurz, als einer von ihnen aus geringer Entfernung zu uns rüber rief, dass sie nun zurück gehen würden und er ja wüsste wo sie zu finden sein werden. Der Boy nickte kurz zu seiner Squad - Alles klar!

Da lag ich also in der Dünenbotanik mit einem Stranger zu meiner Rechten und vor einer echt stacheligen Distel. Der Typ und ich, wir quatschten noch eine Weile über die Holländer, das unbeständige Wetter, nervige Familienmitglieder, Frikandeln, Mayo, Joopie Sauce, Kipcorn und... Ach irgendwie war das nur belangloses Geplänkel über den Urlaub. Aber es schaffte Wärme und so bescheuert es klingen mag: Anziehung. 

Und dann?

Ja was soll ich euch sagen, ich hätte in diesem Augenblick selbst wirklich keine Ahnung wieso, aber ich wusste einfach dass ich dem neben mir im Sand liegenden Fremden einfach so sagen konnte: » Hier in den Dünen ficken - jetzt - das wär richtig firste Sahne!« Der Dünendistelfreund schien - und irgendwie hatte ich das ja auch im Gefühl sonst wäre es nicht so aus mir heraus geplatzt - gar nicht schockiert. Im Gegenteil. Der stand doch tatsächlich unmittelbar nach meinen Worten mit entschlossenem Blick auf, hielt mir die Hand hin und meinte grinsend, ich soll mitkommen. Machte ich. Natürlich! Hallo? Was auch sonst? Würde doch jeder machen.

Ein paar Meter weiter stand ne abgeranzte Bank in den Dünen. Der Boy stand nur wenige Sekunden später an selbiger, fummelte sich ( da hab sogar ich Bauklötze gestaunt!) schon ein Kondom aus der Jackentasche und deutete mir mit einer Handbewegung auf die Bank. Ich war echt schwer beeindruckt von diesem mehr als lässigen move und tapste dann natürlich schnellen Schrittes zu der angedeuteten Bank und schob (als wäre es das normalste der Welt liebe Leute!) meine Hose runter, packte die Knie auf die Sitzfläche der Bank und legte meinen Oberkörper über die Lehne. 

Dann fühlte ich was mich selig macht, phew. Ich blickte ( während er mich f......) auf Disteln und Dünen. Auf Touristen und die Nordsee... Ich bekam noch gerade so raus zu sagen, dass er auch wirklich keine Show wegen mir abziehen muss. »Einfach hart ficken bis du spritzen musst, no time for romantic, ich muss echt gleich zurück Boy!« Mit beenden meiner Ansage wurde er gefühlt doppelt so viel in mir! Aaahhhwww das war großartig. Die Macht der Worte ist unbeschreiblich! Es ist mir immer wieder eine riesen Freude DIE Menschen da draußen zu entdecken, also die wirklich seltenen Exemplare, deren Sex auch zu großen Teilen vom Potential der Proteinmasse zwischen ihren Ohren abhängt und denen es so wie mir, nach Menschen dürstet die genauso funktionieren.

Nur wenige Minuten später, also nach dem Banknümmerchen, zeigte er mir das volle Kondom und schmiss es mit einer lasziven Bewegung zielsicher in den Mülleimer neben der Bank. Ich tätschelte ihn für diese sportliche Leistung und sprach ein anerkennendes Lob aus. Da lachte er wieder. Holy, der war echt einer von den guten.

Ich sagte dann noch (FETT) grinsend Danke und ging. Er grinste ebenso und ging in die andere Richtung - Obwohl er in meine Richtung gemusst hätte. Gut so. Nach sowas geht Zweisamkeit nämlich nicht. Niemals. Never ever. Kann ich gar nicht erklären warum. Geht aber auf jeden Fall nicht.  Also der war schon echt lecker und verdammt charmant. Der hatte was. Aber das ging einfach nicht. Seine Nummer habe ich dann auch wieder gelöscht. Irgendwie bilde ich mir nämlich ein, dass die Erinnerung ihren Zauber eben nur deswegen behhält, weil man so "unklebrig" auseinander geht. Und ich vermute mal dem Boy ging das da ähnlich. Auch er hat sich nicht wieder bei mir gemeldet seit dem Sommer.




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